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Zimbabwe 02-2021

Jetzt sind wir seit 4 Wochen wieder in Zimbabwe, haben das Eine oder Andere erlebt und erfahren und können berichten.



1. Covid19 und seine Auswirkungen


Ähnlich wie in Deutschland gibt es Lockdown mit Ausgangs-Sperren von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Es gibt vielerorts Straßenkontrollen und man benötigt so ne Art Passagierschein. Allerdings werden diese je nach Gegend mehr oder weniger konsequent kontrolliert, genauso wie die Ausgangssperren. Trotzdem ist es an den Abenden sehr still. Restaurants sind wenn dann nur unter Tags und für „Take-aways“ offen . Viele Läden und offizielle Stellen sind komplett geschlossen, lediglich Supermärke und Baumärkte sind geöffnet mit allen heute üblichen Vorsichtsmaßnahmen. Trotzdem gibt es unter Tags auf den äußeren Straßen viel Verkehr, die Innenstadt ist sehr ruhig. Die Märkthändler gibt es an allen Orten wieder, doch sie verhalten sich fließend...so, dass sie sich im Falle einer Kontrolle schnell verflüchtigen können, entweder im Auto oder zu Fuß mit ihren Bündeln Habseligkeiten über der Schulter. Gestern bin ich auf der Durchreise am Mbare/Mgaba Township-Markt in eine Polizei Razzia geraten und habe das erste Mal in meinem Leben Tränengas durchs halbgeöffnete Autofenster hautnah zu spüren bekommen.

Was ist anders zum letzten Shutdown? Die offiziellen Corona-Zahlen hatten sich Anfang Januar deutlich erhöht und einige Prominente und Minister sind gestorben. Jetzt sind die offiziellen Zahlen wieder relative nieder mit täglich unter 150 Neuinfektionen. Aber, ob man diesen und anderen Zahlen glauben kann. Aus vielen Gesprächen scheint in bestimmten Schichten eine erhöhte Sterblichkeit zu bestehen. Es gibt immer noch kaum Beatmungsgeräte. Das Thema Covid 19 wird deshalb in der Stadt und in den Townships mittlereile doch ernster genommen, auch wenn der tägliche Überlebenskampf und die gewohnte Nähe zueinander „Social Distancing“ verhindert oder zumindest sehr erschwert.
Ein Thema im Establishment ist Ivermectin, ein Mittel, das schon lange gegen Virus Erkrankungen in der Veterinärmedizin verwendet wird. Viele Ärzte und Patienten haben angeblich damit sehr possitive Erfahrung zur Vorbeugung und bei der Behandlung von Covid gemacht. Anderen Ärzten geht die Verabreichung zu einfach und sie beklagen auch Nebenwirkingen bzw Langzeitfolgen bei Älteren. Nach einem zwischenzeitlichen Verbot wurde das Präparat jetzt wieder zugelassen, soll aber von den Ärzten mit größerer Vorsicht und nach genauen Vorgaben verschrieben bzw. verabreicht werden.


2. Der formelle Sektor / Bekleidung / Preise / Diaspora etc.


Ich berate und betreue ja immer noch meinen großen Bekleidungshersteller, der nach wie vor jeden Monat einen Container Arbeitsbekleidung nach Deutschland liefert. Weil er offiziell produzieren darf, immer große Bestände an Stoff vorrätig hält und logisitisch gut organisiert ist, konnten wir die ganzen letzen Monate zuverlässig liefern. Gut und Voraussetzung war natürlich, dass der solide Deutsche Kunde E.S. auch weiterin verlässlich gekauft hat und so waren zumindest die meisten Arbeitspätze gesichert. Alle möglichen Auflagen und sich ändernde Devisenauflagen machen es den formelle Unternehmen nicht immer einfach zu produzieren und trotzdem konkurrenzfähig zu bleiben. Die Ausgangssperren und der fehlende öffentiche Nahverkehr machen es zusätzlich den Mitarbeitern schwer zur Arbeit zu kommen. Man muss fast täglich oder wöchentlich die Situation neu analysieren, Entlohnung oder Anreize angleichen und passende Maßnahmen ergreifen. Es fällt mir manchmals schwer, das alles einigermaßen verständlich zu machen bzw zu erklären. Immerhin, die früher so hohe Inflation gibt es aktuell bzw seit einem Jahr nicht mehr. Irgendwie fühlt es sich schon fast komisch an, dass auf einmal die Preis kaum oder gar nicht mehr steigen oder sich verändern und auch die Wechselkurse zwischen den Währungen US$, Zimbabwe Bond, Telefon (Ecocash) und Überweisungsgeld (RTGS) mit zwischen 1:85 bis105 fast immer gleich bleiben.

Wie immer kann man aber alles kaum mit deutschen Verhältnissen vergleichen. Nur einige Preise: Flatrate Wifi (Glasfaser) kostet die langsamste Version US$ 120,00/Monat, Benzin, US$ 1,10/l, Strom ist deutlich teurer geworden und auch andere Lebensmittel sind zumindest relativ teuer. Nur alles was saisonal und ausreichend angebaut wird ist günstig und für fast alle weitgehend erschwinglich.
Deshalb spielt aber auch die gute Regenzeit eine so wichtige Rolle, denn fast alle halten –vielleicht jetzt mehr als noch vor einigen Jahren –engen Kontakt mit den Verwandten auf dem Land. Direktvermarktung und Tauschgeschäfte boomen.
Wie ich höre ist nicht nur die Landwirtschaft eingermaßen zufrieden, sondern auch viele Minenbetreiber mit der Förderung von Bodenschätzen. Allerdings wird dieser Wirtschaftszweig meist nur unter vorgehaltener Hand besprochen, insbesondere, wenn es um Gold oder Diamanten oder Litium geht.
In der Vergangenheit wurden ja von der Diaspora (im Ausland lebender Zimbos, besonders aus England und Süd Afrika) immer viel Geld nach Zimbabwe geschickt um ihre Familien zu unterstützen. Dies ist sicherlich deutlich zurückgegangen und ich frage mich schon immer, wie die vielen Menschen ohne Arbeit (und wie es zumindest scheint ohne Einkommen) überleben können.



3. Auf dem Land, Regen und Dämme


Auf dem Land draußen sind die Leute aufgrund der ergiebigen Regenfälle sehr zufrieden, erfreuen sich an ihrem Mais, Erdnüssen,Mangos und Süßkartoffeln und Corona ist dort immer noch nicht wirklich ein ernstes Thema. Viel wichtiger und beängstigender ist für viele „Villagers“ eine Antrax-Artige Krankheit, die in bestimmten Gegenden viele Kühe befallen hat und oft ganze Viehherden (den großen Stolz der Landbevölkerung) ausgelöscht hat.

10 von 30 größeren Dämmen, die auch der Wasserversorgung der größeren Städte dienen, sind mittlerweile voll. Der größte Staudamm Kariba, der sich hauptsächlich vom Zambezi speist, ist erst zu 30 % voll, füllt sich aber laufend und hoffentlich noch bis April aufgrund derZuflüsse aus Angola und Zambia. Dies ist auch deshalb wichtig, weil Kariba der größte Strom-Lieferant des Landes ist.
Bei einem Besuch bei Ronikas Eltern habe ich erfahren, dass die Regierung dieses Jahr und besonders in bestimmten Gegenden den Anbau von Baumwolle sehr unterstützt und fördert. Meine Schwägerin Rophine hat sich entschlossen es mal mit Baumwolle zu versuchen und ist gleich zur Vorsitzenden einer Anbau- Kooperative gewählt worden. Wir werden das Projekt interessiert verfolgen. Vermutlich bin ich zur Ernte leider nicht hier, sondern wieder in Deutschland. Aus Erfahrung haben solche Regierungsprogramme oft den Haken, dass letztendlich sehr wenig oder sehr spät für die Ernten bezahlt wird.




4. Unsere Wohnsituation

Wir wohnen seit einigen Monaten in Hillside. Das liegt in Harare sehr zentral, vergleichsweise innerhalb des süd-östlichen mittleren Rings 2/3 der ca. 12 km vom Flughafen in Richtung Innenstadt. Das Haus ist stark renovierungbedürftig, der schöne Garten hat alten Baumbestand und die Gegend hat einen Charme, der mir besonders wichtig ist. Dort war schon zu Segregationszeiten eine gemischte Bevölkerung ansässig, Afrikaner, Farbige, auch Weiße und Asiaten gab es dort und gibt es noch heute, auch wenn die anspruchsvolleren und wohlhabendern Leute sich Häuser mehr im Norden suchen, wo die Grundstücke größer und die Einkaufsmöglichkeiten, Dienstleistungen und vieles Andere geordneter oder viel-fältiger ist. Nach ersten Renouvierungen stehen noch einige größere und kleinere Aktionen an. Es wird uns also nicht langweilig.

 

5. Takunda Kindergarten/Schule Manyame/Niatsime

Draußen im Township in Chitungwiza passen Ronikas erwachsene Kinder, Sohn Temba und Tochter Diana, auf Haus und Kindergarten auf. Der Kindergarten hat nur begrenzt und nur für die gehörlosen Kinder als eine Art Sonderbetreuung geöffnet. Alles Andere wäre nicht erlaubt. Auf dem Land hinterm Haus, dort wo wir vor über einem Jahr viele Baume, Gräser und Kräuter angebaut haben, sprießt alles aufgrund der ausgiebigen Regenfälle. Leider konnten wir mit unserem“Green Manyame Clean“ Projekt keine offiziellen Veranstaltungen und Awareness-Unterricht mehr abhalten. Das ist nicht erlaubt, auch wenn wir Vorsichts-maßnamen ergeifen würden und der Anbau der Bäume und gesunder Kräuter wichtig wäre. Auch unsere Partner-Organisation „Environment Africa“ ist geschlossen und die Berater dürfen nicht arbeiten.
In Kürze wollen wir am neu erworbenen Kindergartengrundstück weiterbauen. Die Mauer zur Sicherung der Grenzen (dacht nie, dass das so wichtig wäre, ist aber so) ist ja schon mal fertig gebaut. Gut ist, dass wir dort schon zwei Brunnen haben, die von Nachbarn für deren Zwecke gegraben worden waren. Jetzt müssen wir nur noch etwas Auslöse dafür bezahlen, um den sozialen Frieden zu wahren – andere Länder andere Sitten. Ansonsen geht es jetzt darum mit verfügbaren Spendengeldern ein erstes Gebäude zu erstellen, in dem jemand zum Aufpassen wohnen und das man auch vielseitig verwenden kann, z.B. wenn schon mal Sport oder andere schulische Aktivitäten dort stattfinden sollen.

6. Art und Gartendeko (www.littlezim.de)

Aufgrund der geringen Verkäufe während der letzten Monate können wir leider nicht so viel einkaufen. littleZIM in Birkenried konnte ja nur ganz bedingt öffnen bzw verkaufen und auch die Online-Verkäufe kleiner Produkte über www.fairtrade-afrika-shop.de hielten sich in Grenzen. Mein aktiver und junger Kollege Bastian Müller-Mühlinghaus aus Witten www.shona-art.com ist mit seiner Frau und kleinen Tochter gerade hier und kauft feste ein.

Das macht mich etwas neidisch, besonders weil er es schafft auch große Metallobjekte in Deutschland zu verkaufen. Er kommt mit seiner Frau und Tochter oft bei uns vorbei, bringt Wein mit, wir essen gemeinsam, er nutzt unser Wifi und wir tauschen uns aus. Hier ein paar Produkte, die wir und er eingekauft haben und die wir natürlich auch nach Birkenried bringen könnten, sobald es dort wieder ein bißchen Platz gibt oder sich jemand aus der Entfernung entscheiden kann.

Vor einer Woche wurden wir zu einem Webinar/Online Forum der Organisation Zimtrade zum Thema „Arts CraftsTextiles exports“ eingeladen,wo auch ca. 30 kreative Leute/Handwerker/Künstler aus verschiedenen Branchen zugeschaltet waren. Manche machen Korbwaren, andere Papierblumen, wieder andere sind in der Bekleidungsbranche. Interessant ,was mittlerweile auch hier alles Online gemacht werden kann. Mal sehen was dabei rauskommt.
Mit diesem Bericht wollten wir nach mehreren Monate der Stille wieder die verschiedenen Aspekte unseres Lebens hier beleuchten. Im nächsten Blog werden wir auf ein konkretes Projekte „Stone Talking Cyclon Idai“ eingehen und auch mehr über die Arbeit und das Leben der Künstler und Handwerker hier berichten.
Bei Allem sollte nicht vergessen werden, auch hier geht das Leben weiter und wir erleben trotz aller Widrigkeiten sehr viel Lebensfreude, Freundlichkeit und Kreativität!! Das alles möchten wir mit Euch auf diesem Wege aber auch durch unsere Produkte und Angebote in irgendeiner Form teilen.



Damit wollen wir für heute abschließen und verabschieden uns
mit herzlichen Grüßen

Franz mit Ronika und Apollonia, Maita, Leslie und ganzem Anhang